Rundgänge
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Streuobstwiese Hessenschanze: Was wächst denn da?

Im Herbst 2020 wurden elf Apfelbäume in die Wendeschleife der Tramlinie 8 gepflanzt. Möglich machte das die Kooperation von Bürger- und Heimatverein Kassel-Kirchditmold (BHV), KVG, Umwelt und Gartenamt und Ortsbeirat Kirchditmold. Mitglieder des BHV haben an jedem Baum ein Schild mit dessen Namen und einer Nummer angebracht. Nähere Informationen finden Sie hier. Aber lassen Sie sich nicht irritieren durch den botanischen Namen des Apfels „Malus“, das im Lateinischen „das Böse" bedeutet. Diese Bezeichnung rührt daher, dass der Apfel in der Bibel für den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies steht.
 

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Historischer Rundgang: Start mit der Alten Oberförsterei

Dieser Rundgang beginnt an der Haltestelle der Tramlinie 8 „Kirche Kirchditmold“.  An einigen der beschriebenen Stationen befinden sich bereits Informationstafeln.

Gehen Sie nun einige Schritte bergab zur Zentgrafenstraße 164.

 

Alte Oberförsterei

Hier befindet sich das frühere Forsthaus, bis 1935 Sitz der Oberförsterei. Es beherbergte bis zum Tod des Eigentümers Holger Engelmohr im Jahr 2015 eine Drogerie. 2016 wurde es von dem Ärzteehepaar Dres. Bentler erworben und aufwändig restauriert; seit April 2017 wird dort u.a.  eine Frauenarztpraxis mit einem Schwerpunkt auf traditioneller chinesischer Medizin betrieben.
Das Gebäude wurde 1689 errichtet. Im siebenjährigen Krieg fand dort ein Überfall auf die Franzosen statt, welche Kirchditmold besetzt hatten. Während der Nazizeit war das Haus Sitz des Ortsgruppenleiters der NSDAP, von dessen Willkür die Bewilligung von Bezugsscheinen für Kohlen oder Schuhen u.a. abhing. Seit 1945 wurde in dem Haus eine Drogerie betrieben.


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Kirchditmolds ältestes Schulhaus

Gehen Sie nun auf der selben Straßenseite einige Schritte zurück zur Haltestelle.
An der Zentgrafenstraße 170 findet man Kirchditmolds ältestes Schulhaus. Es wurde 1754 von dem Schulmeister, Küster und Kantor des Kirchspiels Caspar Martius errichtet, da die Gemeinde kaum Schulraum anbot. Die Kinder aus fünf anliegenden Dörfern kamen hierher zum Unterricht. Nachdem sein Sohn die Stelle übernahm, ließ der Vater sein Altenteil auf der Westseite anbauen. Das Haus wird seit 1982 aufwändig und liebevoll von privat restauriert. 

Erhalten und im Haus aufbeewahrt ist eine Tafel mit folgender Inschrift:

 

JOHANN CASPAR MARTIUS UND MARIA

ELISABETH GEBOHRNE ASMUSSIN HABEN

DIESES HAUS AUFRICHTEN LASSEN

GEBAUET IM JAHR CHRISTII

1754 DEN I. AUGUSTUS


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Das Schulhaus von 1837

Gehen Sie auf der selben Straßenseite über die Riedelstraße hinweg und der Gaststätte „Zum Berggarten“ vorbei zum früheren Schulhaus, Schanzenstraße 2.
Bis 1837 wurde der Schulunterricht in mehreren kleineren Gebäuden abgehalten, bis die Gemeinde 1837 einen Neubau errichten ließ. Doch der sich stark entwickelnde Stadtteil brauchte mehr Schulraum, sodass das Haus 1910 an die Kirche verkauft wurde und als Gemeindehaus - mit einer nach Westen gelegene Erweiterung- und später als Kindergarten und Küsterwohnung diente. Das Haus befindet sich heute in Privatbesitz, Gemeindehaus und Kindergarten wurde Anfang der 1960ger Jahre neu gebaut.

 


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Kirche Kirchditmold

Unübersehbar liegt direkt gegenüber an der Schanzenstraße 1 die Kirchditmolder Kirche.

Der hugenottische Baumeister und Architekt Simon Louis du Ry errichtete im Namen des Landgrafen nach dem Einsturz der alten hier eine neue Kirche in frühklassizistischem Stil. Die klar gegliederte schmucklose Kirche ist einschiffig erbaut und hat einen weiträumigen Gemeindesaal mit vorgesetztem Turm. Die Kirche wurde 1792 eingeweiht und wurde von den protestantischen Bewohnern der sechs umliegenden Dörfer (s. Abschnitt „Erste Kirche Kirchditmolds“) des Kirchspiels genutzt. Aus Kostengründen erhielt der Kirchturm damals ein eigentlich im architektonischen Entwurf vorgesehenes Stockwerk nicht und wirkt daher auf alten Bildern sehr gedrungen. Nach einem Blitzeinschlag im Jahr 1910 wurde auch das oberste Stockwerk des Turms hinzu gefügt.

Zur nächsten Station wenden Sie sich nach Verlassen der Kirche an der Kirchmauer links und gehen Sie die Schanzenstraße etwa 500 Meter aufwärts. Sie sehen eine Grünfläche mit großen Lindenbäumen. Dort finden Sie die Informationstafeln zur Riedwiesensiedlung und zum Lindenberg mit Katharinenhaus.


Riedwiesensiedlung

Die Riedwiesensiedlung ist vom Lindenberg aus zu sehen. Sie können diese aber auch gut zu Fuß durchqueren und dann zur Kirche Kirchditmold zurück kehren.

Die 1919 gegründete, bis heute bestehende „Erbbaugenossenschaft“ beauftragte Prof. Hans Soeder, Direktor der Kasseler Kunstakademie, mit dem Siedlungsbau. Baubeginn war 1925. Charakteristisch sind große Selbstversorgergärten und Dachüberstände, die ein Dachgeschoss fast ohne Schrägen ermöglichten. Die Siedlung war als Gartenstadt deutschlandweit beachtet.

 

 


Lindenberg/ Katharinenhaus

Der Lindenberg war Hutegebiet des Dorfes. Das große Haus wurde 1908 als Hotel erbaut; ab 1917 war es Gaststätte. Nach dem 1. Weltkrieg diente es als Hausfrauenschule - seit 1928 Katharinenhaus genannt –, ab 1953 für Grundschulklassen, ab 1985 als Jean-Paul-Förderschule. Zwischenzeitlich waren ausgebombte Familien und  städtische Verwaltungsstellen dort untergebracht. Seit 1996: Eigentumswohnungen.

Sie können Ihre Entdeckungstour jetzt fortsetzen und zur Kirche Kirchditmold zurück kehren. Das geht auf direktem Weg wie auf dem Hinweg oder in einem Bogen links durch die Riedwiesensiedlung.

 


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Das ehemalige Gasthaus Fennel

Laufen Sie nun bergab von der Kirche in der Schanzenstraße in die Zentgrafenstraße, lassen Sie (vielleicht) die Trattoria Pippo rechts liegen und betreten dann die Wahlershäuser Straße.
Rechterhand ist ein stattliches Fachwerkhaus zu sehen, in dem sich einst der Gasthof Fennel befand. Ursprünge des Fachwerks gehen bis zum Jahr 1601 zurück. Heute wird das Haus, das durch Um- und Anbauten mehrfach ergänzt wurde, als privates Wohnhaus genutzt. Bis zum Bau des jetzigen Clubhauses am Hochzeitsweg vor gut vierzig Jahren diente das Gasthaus Fennel, vielen besser bekannt als "Alte Burg", dem VfL als Vereinslokal. Zwischenzeitlich wurde es auch als Vereinshaus des Kirchditmolder Schützenvereins Tell genutzt.

 


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Alte Kirche Kirchditmold am Kapellenweg

An einem Fachwerkhäuschen vorbei öffnet sich linkerhand der Kapellenweg zu einem kleinen Platz. Hier hat der Heimatforscher Heinrich Heinemann bei Grabungen den Schwellenstein zur alten Kirche entdeckt und von ihm aus die exakte Lage der alten Kirche und ihres Totenhofs gemäß einer Aufrisszeichnung von 1788 vermessen und rekonstruieren können.
Hier dürfen wir uns auch des Standorts der ersten Kirche im Kasseler Becken erinnern, die auf diesem Bergsporn von den Franken um 750 errichtet worden war, Mutterkirche aller Kirchen im Kasseler Becken.
Am Kopf des kleinen Platzes sieht man eine Säule, bei näherer Betrachtung kann man am Boden einen steinernen Halbkreis entdecken – die Schwelle zum Turmzugang der ersten Kirche in Kirchditmold. Diese wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts als erste Kirche im Kasseler Becken an der vorchristlichen Kultstätte Ditmold errichtet. Sie war die Mutterkirche aller entstehenden Kirchen im Kasseler Becken und Mittelpunkt des Kirchspiels Weißenstein; die Namen der zugehörige Dörfer sind an der Mauer zu lesen. Zu dieser wichtigen Kirche führte von Wahlershausen her der Hochzeitsweg und von Wehlheiden her der Kirchweg. Die enge Verbindung zu Kloster Weißenstein brachte dem Kirchspiel, dessen Pfarrzentrum Kirchditmold war, seinen Namen.
Die alte Kirche stürzte 1780 ein und wurde 1794 abgerissen. Sie wurde durch die neue Kirche am etwas westlicher gelegenen Standort in der Schanzenstraße 1 ersetzt.
Das große Gebäude hinter der Weißensteinsäule ist die Friedrich-List-Schule.

 


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Gerichtstisch

Nun gehen Sie bitte zurück zur Wahlershäuser Straße, links hinunter bis Sie nach wenigen Schritten auf die Brunnenstraße treffen. Hier biegen Sie links ein und sehen den steinernen Gerichtstisch
An diesem Tisch tagte das Gericht des Kirchspiels Weißenstein. Der Tisch erinnert auch an die frühere Bedeutung Kirchditmolds als Ort des Zentgrafengerichts, das erhebliche Bedeutung im Kasseler Raum hatte.
 


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Der alte Pfarrhof

Ein paar Schritte weiter bergab finden Sie das alte Pfarrhaus in der Brunnenstraße 23.
Im 1666 errichteten Pfarrhaus residierten viele Generationen von Pfarrern mit ihren Familien. Die Wirtschaftsgebäude und Scheune sind verschwunden, das Wohnhaus wurde 1995 restauriert. Neben privaten Wohnungen beherbergt es heute den Kindergarten Flohzirkus.
 


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Brunnenplatz, Lindenborn und Ziegenbrunnen

Weiter abwärts, am unteren Ende der Brunnenstraße, befindet sich der Brunnenplatz, seit 2012 mit einem Kunstwerk  ,Ziegenbrunnen' des Kirchditmolder Bildhauers Friedrich Pohl versehen.
Hier fließt noch heute die uralte Quelle, der Lindenborn, an der Kirchditmold im 8. Jahrhundert entstanden ist. Die Quelle war viele Jahrhunderte lang Mittelpunkt des Dorfs und der Kommunikation. Im Zuge der Eingemeindung wurde um 1912 die Quelle beseitigt, doch 1959 ein neuer Brunnenplatz zur Erinnerung gestaltet. 2009 wurde bei Kanalarbeiten eine überraschende Menge an „Fremdwasser“ gefunden und dank der Initiative einiger Bürger- darunter Walter Klonk- konnte die Quelle Altkirchditmolds wieder nutzbar gemacht werden (mehr s.
Literatur).
Mit dem Ziegenbrunnen wird an die jüngere Geschichte Kirchditmolds erinnert. Wie in fast allen Kasseler Stadtteilen gibt es auch für die Kirchditmolder einen Spitznamen – hier sind es die Ziegenböcke, auf kasselänerisch „de Zähjenböcke“. Der Spitzname der Kirchditmolder „Zähjenböcke“ kam wohl auf, als die Bauern Ende des 19. Jahrhunderts ihr Land an die wachsende Stadt Kassel verkauften, in die Dienste als Handwerker oder Arbeiter traten und die Landwirtschaft reduzierten auf Kleinvieh - wie eben Ziegen.
 


Der Opferhof

Den Opferhof erreichen Sie vom Ziegenbrunnen aus Richtung Haltestelle Teichstraße, indem Sie die Straße zur Kasseler Sparkasse hin überqueren und dort einen kleinen Fußweg hinein laufen.

 

Der Name Opferhof geht wohl auf den „Oppermann“ (Küster) zurück. Er verwaltete die Spenden und Almosen, also die „Opfer“ für die Kirche; der „Opperhof“ war seine wirtschaftliche Grundlage.Daraus entstanden in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts kleinere Bauernhöfe, für deren Bau auch Material des verfallenen Opfer-Hofs verwendet wurde.

Die Häuser gruppierten sich um einen großen Innenhof*. Von dieser Randbebauung des Opferhofs stehen derzeit noch drei denkmalgeschützte und denkmalgerecht sanierte Fachwerkhäuser; die übrigen wurden in den 1960er Jahren für die Errichtung zweier Neubauten 'geopfert'. Der heutige Platz wurde in den 1980er Jahren mit der Brunnenskulptur 'Regenmond' des Documenta-Künstlers Kazuo Katase gestaltet. Er ging dabei von dem Ritualbegriff Opfer aus und stellte vier Beter in den Raum, die eine Schale emporheben – Sinnbild der Öffnung des Irdischen zum Himmel. Lebendiges Wasser sprudelt von oben in die Schale und fließt als Quell ins Becken hinab. Eine fünfte Gestalt schaut dies an und tritt hinzu. „Regenmond“ nennt Katase die Skulptur. 

 

* s. Foto des Innenhofs aus den 1950er Jahren, das Rolf Ling zur Verfügung gestellt hat

 

 

 

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Genossenschaftssiedlung Bardeleben-/ Dalwigkstraße

Den Opferhof verlassen Sie nun, indem Sie weiter in Richtung Zentgrafenstraße gehen, zwischen zwei hübsch restaurierten Fachwerkhäusern hindurch. An der Straße geht es rechts abwärts, über eine Fußgängerampel, unter einer Eisenbahnbrücke hindurch, rechts um die Kurve, an einem großen Schild der Gärtnerei Uffelmann vorbei, bis auf der rechten Seite ein Parkplatz liegt. Dort befindet sich auch eine Infotafel zur Genossenschaftssiedlung Bardelebenstraße.

1898 gegründete der Kasseler Arbeiter-Bauverein weit ab vom Dorfzentrum eine städtische Wohnsiedlung. Baubeginn war 1902. Nach der Fertigstellung 1909 umfasste die Siedlung fast 200 Wohnungen, eine Gaststätte, Läden und eine Kleinkinderschule. 

Von 1927 bis 1931 wurde die Anlage unter Beibehaltung der Grundstruktur nach Norden bis an die Straße Steinäcker fortgesetzt. Die im Krieg zerstörten Hauszeilen bauten Bauvereins-Mitglieder in vereinfachter Form wieder auf.

Die Vereinigten Wohnstätten 1889 eG, in der der Bauverein aufgegangen war, nahm ab 2007 eine gründliche und umfassende Sanierung der Wohnungen vor und schuf im Umfeld Freiflächen mit Aufenthaltsqualität. Dies wird ergänzt durch eine Kinderkrippe, einen Nachbarschaftshilfeverein und Gästewohnungen.


Paul-Gerhardt-Kirche

Die Paul-Gerhardt-Kirche befindet sich in der Wolfhager Straße 268. Von der Genossenschaftssiedlung Bardelebenstraße ist sie etwa einen Kilometer weit entfernt. Am leichtesten ist sie zu finden, indem man die Zentgrafenstraße weiter abwärts geht, sich nach links wendet, wenn diese auf die Wolfhager Straße stößt, an der Ampel die Straßenseite wechselt und leicht bergauf die Wolfhager Straße entlang bis zur Paul-Gerhardt-Kirche läuft.

 

Nach dem 2. Weltkrieg erfuhr das Gebiet „Gleisdreieck“ einen sehr raschen Bevölkerungszuwachs. Die 1950 eingerichtete Pfarrstelle betreute Teile von Kirchditmold, Rothenditmold und Harleshausen und erhielt einen Behelfsbau als Gemeindezentrum. 1960 wurde aus dem Pfarrbezirk die eigenständige Paul-Gerhardt-Gemeinde gebildet. 1962 begann der Kirchbau nach Plänen der Architekten Guther aus Darmstadt und wurde 1965 eingeweiht. Es ist ein auf sechseckigem Grundriss errichteter Zentralbau. Auch das angeschlossene Gemeinde- und Pfarrhaus sowie der Kirchturm nehmen den sechseckigen Grundriss auf. Durch die Fusion mit der Kirchditmolder Gemeinde 2010 ist die Paul-Gerhard-Kirche heute eine der beiden Kirchen der großen evangelischen Petrus-Kirchengemeinde Kassel.

Nun müssen Sie entscheiden: Sie entdecken auf eigene Faust weitere Schätze Kirchditmolds. Oder Sie besuchen eines der Kirchditmolder Lokale (siehe Markt und Möglichkeiten)